Die Burg wurde zur Sicherung und Demonstration territorialer Macht errichtet. Symbolische Kraft kam vor allem dem steil aufragenden Bergfried zu. Politische Wechsel oder gar Umstürze nutzten den Turm um Flagge zu zeigen. Aber auch die Bürgerschaft bediente sich seiner symbolischen Wirkung zur Willensbekundung, Demonstration und zum Protest. Auf einem Felssporn, weit im Mayener Talkessel vorgeschoben, beherrscht die Burg bis heute das Stadtbild. Mit ihrem 34 Meter hoch aufragenden Bergfried war sie zu allen Zeiten auch baulicher Ausdruck der Macht. Als solcher wurde sie von Generationen entgegen genommen, aber auch aktiv genutzt.

500 Jahre wehte hier die weiße, mit einem roten Kreuz belegte Fahne des Kurfürstentums Trier. Mit dem Umsturz des Ancien Régime und der Beschlagnahme der Burg durch französische Revolutionstruppen 1794 wurde hier die »Fahne der Freiheit«, die Tricolore, gehisst. Ein halbes Jahrhundert später, am 22. März 1848, zog eine begeisterte Bürgerversammlung zur Burg, um für demokratische Rechte und die deutsche Einigung zu demonstrieren. Jahrelang erinnerte die schwarz-rot-goldene Fahne auf der Spitze des Goloturmes an die letztlich gescheiterte »deutsche Revolution«. Bei einem Gewitter 1853 wurde die Fahne samt Mast vom Blitz getroffen und zerstört.


Wieder ist es ein Umsturz, die sogenannte »braune Revolution«, die den Turm zur Machtdemonstration nutzte: Am 1. Mai 1933, zum »Tag der nationalen Arbeit«, weithin sichtbar, erschien das hell erleuchtete Hakenkreuz in nächtlicher Kulisse. Vom Untergang des Naziregimes kündete 12 Jahre später die weiße Fahne der Kapitulation. Nach dramatischem Verlauf konnte die Stadt den heranrückenden amerikanischen Truppen letztlich doch friedlich übergeben und ein weiteres sinnloses Blutvergießen vermieden werden. Auf dem Turm wehte nun das amerikanische Sternenbanner.

In den seither herrschenden Friedenszeiten wird an Gedenk-, Feier- und Festtagen die schwarz-rot-goldene Bundesfahne oder die rot-weiß-grüne Stadtfahne gehisst. Noch einmal aber nutzte die Bürgerschaft Mayens den Turm: 1970 wehte wochenlang eine schwarze Fahne vom höchsten Punkt der Burg; Ausdruck des Protests der gegen ihren Willen verfügten Auflösung des Kreises Mayen.

Heute bemächtigt sich die Eventgesellschaft alljährlich des Turmes, vor dem auch ihr Weihnachtskitsch nicht mehr halt macht.